Chord of the Week #11

Per Definition ist er ja gar kein Akkord, sondern nur ein „Zweiklang“. Aber er ist allgegenwärtig, im Blues sowieso und auch für ein paar ordentliche Heavyriffs hat’s gereicht, wie z.B. Black Sabbath vor langer, langer Zeit und Metallica etwas später bewiesen haben. Auch die Herren Bach, Vivaldi und Beethoven haben ihn im Programm. Damals nannte man ihn noch „diabolus in musica“ – der Teufel in der Musik. Die Rede ist vom Tritonus. So sieht er aus:

Der Tritonus - das teuflische Intervall

Der Teufel in der Musik

 

Uns soll speziell die Verwendung als Bluesbegleitung interessieren. Glaubt es oder nicht, mit diesem Griffbild – minimal nach oben und unten verschoben – läßt sich ein vollständiger 12-Takt-Blues bestens begleiten. Ökonomischer kann man nicht mehr Gitarre spielen! Um den Beweis zu führen, muß ich kurz in die Musiktheoriekiste greifen:
Ein Tritonus kommt in jedem Dominantakkkord vor. Die Dur-Terz und die kleine Septime eines solchen Akkordes bilden einen Tritonus. Beispiel A7: Das Intervall zwischen der Dur-Terz cis und der kleinen Sept g ist ein Tritonus. Wir nehmen mal an, unser Beispiel-Blues ist in der Gitarristenlieblingstonart A (gibt es überhaupt andere Tonarten?), dann ergeben sich für einen Blues die Akkorde A7, D7 und E7. Folgendes A7-Voicing wird gerne im Blues- und Swing-Kontext eingesetzt:

 

A7-Voicing

A7-Voicing

 

Sieh an, da ist er, der Tritonus. Mittendrin im Griffbild! Für einen D7 nehmen wir dieses Voicing hier an:

 

D7-Voicing

D7-Voicing

 

Und wieder versteckt sich hier, wie zu erwarten war, ein Tritonus! Beim E7 tut sich nichts Neues, da verschieben wir einfach das Griffbild um einen Ganzton nach oben:

 

E7-Voicing

E7-Voicing

 

Der große Aha-Effekt stellt sich ein, wenn ich die Tritonusse (verzeiht mir, liebe Lateinleistungskursler, aber das klingt einfach zu lustig!) für die drei Bluesakkorde in ein gemeinsames Griffdiagramm zeichne:

 

Die Tritoni der drei Bluesakkorde

Die Tritoni der drei Bluesakkorde

Mit Minimalbewegungen auf dem Griffbrett kann ich die Blues-Changes umreißen. Der Grundton eines jeweiligen Akkordes ist nicht ohne Grund eingeklammert: er wird nicht gespielt! Gespielt wird ausschließlich der Tritonus des Akkordes. Der Grundton kommt im Regelfall vom Bassisten.

Entsprechend der obigen Analogie eingefärbt stellt sich der 12-Takter so dar:

|    A7    |    A7    |    A7    |    A7    |

|    D7    |    D7    |    A7    |    A7    |

|    E7    |    D7    |    A7    |    E7     |

Bequemer geht’s nicht – um etwa von A7 nach D7 zu wechseln, wird der Tritonus einfach von der Ausgangsposition einen Halbton nach unten verschoben und wieder in die Ausgangsposition, wenn es nach A7 zurück geht. Wenn der E7 ansteht, das Ding einfach einen Halbton rauf usw.usf.

Wenn Euch bei der nächsten Blues-Session die galanten 9er, 11er, 13er und alterierten Voicing-Sauereien nicht einfallen wollen, flugs diesen Blues-Notfallkoffer ausgepackt und der Patient, respektive 12-Takter, ist gerettet.

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