Chord of the Week #2

Das muß doch einfacher gehen. Wer soll sich denn den ganzen Krempel merken? Und vor allem: wie? So dachte ich einst, als sich bei dem Begriff „Voicings“ noch keine blühenden Akkord-Landschaften vor meinem geistigen Auge auftaten, sondern – um im Bild zu bleiben – eher karge Ödnis wie in der subpolaren, ostsibirischen Bergtundra. Meine akkordische Vegetation war ein einziger Permafrostboden …

Irgendwann aber in meinen Mittzwanzigern – besser spät als nie – kam die harmonische Erleuchtung. Ich habe durch die ausgiebige Beschäftigung mit so genannten Slash-Chords entdeckt, wie wichtig der Baßton für ein Voicing sein kann. Ein Voicing bzw. ein Dreiklang kann je nach unterlagertem Baßton eine völlig neue Gestalt annehmen. Eines dieser Universal-Voicings möchte ich Euch heute vorstellen.

Es handelt sich in seiner originären Form um einen sus2-Akkord:

sus2-Akkord

sus2-Akkord

 

Exemplarisch soll sich das obige Voicing in der dritten Lage befinden. Das ergibt von unten nach oben, also von tief nach hoch, folgende Töne: g, c, d. Bei angenommenem Grundton c ist dies ein Csus2 – ein C-Dur-Dreiklang, bei dem die große Terz e durch die Sekunde d ausgetauscht wurde. Möglicherweise kommt dem einen oder anderen diese Variante eines Csus2 bekannter vor:

 

Csus2, III. Lage

Csus2, III. Lage

Unterlege ich das Ursprungsvoicing mit einem a als Baßton, wird ein Am11 draus. Die Töne g, c und d des Dreiklangs ergeben auf den Grundton a bezogen: die 7, die b3 und die 11, in der Summe also Am11.

Am11

Am11

Ein Rutsch des jetzigen Grundtons a einen Halbton tiefer auf as genügt, um aus dem schwebend-melancholischen Moll 11-Sound einen mystisch-offenen Ab maj7#11 zu machen. Lydisch at its best!

Abmaj7#11

Abmaj7#11

Ein Bb am sechsten Bund der E-Saite als Grundton liefert einen freundlich-neutralen Bb 6/9, der allerdings grifftechnisch nicht ganz ohne ist.

Bb6/9

Bb6/9

Bis hierhin haben sich für EIN Dreiklang-Voicing durch Variation der Baßtöne VIER verschiedene Akkorde ergeben. Effizienter geht’s kaum. Auch hier gilt wieder die eherne Devise für den aufstrebenden Akkordnovizen: Auswändig lernen bringt (so gut wie) nix. Sehr viel hingegen bringt es, sich in Ruhe alle der besprochenen Konstellationen noch einmal anzusehen, die Intervallverhältnisse zu checken. Das bleibt hängen. Garantiert!

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