Die beste Aufwärmübung …

… gibt es nicht. Ich stelle Euch aber heute zwei Warm Ups vor, die sehr gut klingen und auch in der musikalischen Praxis überzeugen können. Keep it simple – dieses mir sehr lieb gewordene Motto gilt auch beim Aufwärmen. Um die linke Hand auf Betriebstemperatur zu bringen, genügen zwei add9-Akkorde! Einmal mit Grundton auf der A-Saite und einmal mit Grundton auf der E-Saite. Ich beginne mit F#add9 und C#add9 jeweils am neunten Bund. Dieses Akkordpaar schiebe ich in Ganztönen den Hals hinunter, was zur Folge hat, dass die Finger der linken Hand mehr und mehr gestreckt werden, je weiter die Hand den Hals hinunterwandert. Ganz schön herausfordernd, denn die Akkorde sollen absolut sauber klingen und in time gespielt werden!

Was die Übung rund und in sich geschlossen klingen läßt, ist die Tatsache, dass man sie so schön im Kreis spielen kann: Die erste Durchgang beginnt bei F#add9 im neunten Bund und endet bei Fadd9 im ersten Bund. Die zweite Runde beginnt auch mit Fadd9, allerdings im achten Bund. Diesmal kann die Reihe bis zum F#add9 im zweiten Bund gespielt werden. Und alles geht wieder von vorne los bei F# im neunten Bund … Klingt deutlich komplizierter als es ist.

Einfach auf das Bild klicken und es öffnet sich ein pdf mit der kompletten Übung.

Aufwärmen für die linke Hand

Wie in den Tabs/Noten angedeutet, halbe Noten bei Tempo 60 reichen locker! Zu Beginn würde ich eher zur E-Gitarre mit „kurzer“ (Les Paul-) Mensur raten. Wenn es da gut klingt, mal zur Strat-Mensur greifen und wer es echt herausfordernd mag, darf gerne zur Steelstring mit wenigstens 12er Saiten und instrumententypischer Saitenlage greifen. Wenn es nach den drei wünschenswerten Durchgängen am Stück immer noch gut klingt … Respekt!

Bis hierher war der Aufwand für die rechte Hand sehr überschaubar. Das soll sich jetzt ändern … Right Hand Boot Camp und Picking Challenge ist angesagt! Nein, nicht Sextolen mit Alternate Picking bei 120 bpm, sondern ganz sachte wieder Tempo 60. Dennoch wird die rechte Hand möglicherweise mehr herausgefordert sein, als ihr lieb ist. Garantiert.
Meine innere Stimme flüstert mir schon wieder denkbare Reaktionen der Leser ins Ohr: „Was? Tempo 60? Lächerlich. Da kann ich doch nebenbei Topflappen häkeln!“. Schaun ma moi …

Ausgangsbasis sind die drei Töne eines Dur-Dreiklangs, hier D-Dur:

Die Töne eines D-Dur-Dreiklangs

Die Töne eines D-Dur-Dreiklangs

Damit es nicht gar fad wird, gesellen sich noch ein G-Dur-Dreiklang

Die Töne eines G-Dur-Dreiklangs

Die Töne eines G-Dur-Dreiklangs

und ein C-Dur-Dreiklang

Die Töne eines C-Dur-Dreiklangs

Die Töne eines C-Dur-Dreiklangs

hinzu.

Diese drei Dreiklänge werden nun nacheinander in einem Sechzehntelraster gespielt. Erst mal aufsteigend – so weit, so easy.

Dur-Dreiklänge, aufsteigend in 16tel

Dur-Dreiklänge, aufsteigend in 16tel

Danach wird die absteigende Variante hinzugefügt – schon kniffliger. Das alles selbstverständlich in time, absolut sauber ohne Nebengeräusche, Scheppern und Schnarren sowie mit gutem Ton und striktem Wechselschlag. Na, wer ist noch dabei?

Dur-Dreiklänge auf- und absteigend in 16tel

Dur-Dreiklänge auf- und absteigend in 16tel

Wer immer noch nicht genug hat (muß ich mir Sorgen machen?), kann die auf- und absteigende Sequenz nahtlos aneinander reihen, also bei der höchsten Note angekommen, diese nicht eine Viertel lang aushalten, sondern sofort mit der absteigenden Variante beginnen. Sieht dann so aus:

Dur-Dreiklänge, auf- und absteigend, nahtlos

Dur-Dreiklänge, auf- und absteigend, nahtlos

Wem das nach zuviel Durcheinander aussieht – das kann bei einem Gitarristen, der sich mit Noten konfrontiert sieht, schon mal vorkommen – , dem empfehle ich, einfach im Geiste eine Dreierteilung vorzunehmen. Jeweils eine Gruppe mit drei Noten bildet einen Dreiklang. Schon ordnet sich das vermeintliche Chaos wieder.

So, und ab sofort will ich von diesen komischen Chromatikübungen nix mehr hören 😛

Lang lebe der Dreiklang!

 

 

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