Endlich mal was Neues!

bernhard galler blog

Ich war die letzten Tage manchmal ratlos und irritiert, gar erschrocken. Warum? Weil mich die Steuersünden eines Uli H. so getroffen haben? Ach was. Weil mein Sohn mittlerweile lernt, dass man seinen Papa äußerst penetrant mit Warum-Fragen bombardieren kann? Falsch. Nein, meine temporäre Verwirrung gründet schon in musikalischen Themen. Wer sich, wie ich, täglich in die Untiefen von Social Media begibt und noch dazu in diversen Musiker- und vor allem Gitarristengruppierungen partizipiert, muß sich schon arg wundern, wie Gitarrespielen oft zur sportlichen Disziplin verkommt. Mir begegnen nahezu täglich zig Links und Videos, bei denen ein Außenstehende glauben könnte, in der Sportschau gelandet zu sein – Neues von Olympia: höher, schneller, weiter.

Bin ich auch selbst noch vor einigen Jahren ziemlich schnell auf den vorbeifahrenden Virtuositätszug aufgesprungen, so bleibe ich dieser Tage sprichwörtlich gelassen am Bahnsteig stehen und warte, bis eine alte Dampflok vorbeikommt. Die ist zwar langsamer, hat aber Stil! Und siehe da, es tat sich was! Unter der ganzen unsäglichen Flut von Fräserlicks entdeckte ich vor einigen Tagen doch tatsächlich einige wundervolle Beispiele, wie es auch gehen kann. Wie man frisch, kreativ und dennoch (!) mit einem Schuß Virtuosität musizieren kann.

Théo Hoarau aus Réunion liefert ein mustergültiges Fusion-Stück ab. Sogar Studio-Ikone und Toto-Mastermind Steve Lukather hinterließ ihm auf Facebook ein schönes Kompliment: „…way above your years.“ Da passt es ins Bild, dass der erst 17-jährige bereits ein Stipendium für’s Berklee College of Music in Boston in der Tasche hat.

 

Auf seinem Facebook-Profil schreibt Rob Scallon aus Chicago nur: I play guitar and make videos. Das muß genügen. Außergewöhnlich schöne Musik an ungewöhnlichen Orten aufgenommen. Er ist allen Klischees abhold, wenn er mit einer 8-saitigen E-Gitarre nicht etwa ganz bösen, tiefer gestimmten Metal zelebriert, sondern auf der Waschmaschine im Keller sitzend lyrische Klangmalereien veranstaltet.

 

Dave Brons kommt aus einer musikalischen Familie, sein Vater ist klassischer Musiker, und es genügt ihm nicht, einfach nur Gitarre zu spielen. Er möchte die expressiven Möglichkeiten der Gitarre mit der Ästhetik von Filmmusik kombinieren. Eddie van Halen trifft auf John Williams sozusagen. Seine Musik soll für Musiker und Hörer gleichermaßen ansprechend sein. Das gelingt ihm im wahrsten Wortsinn spielend.

Diese drei Jungs lassen mich hoffen. Bitte mehr davon!

 

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