Chord of the Week #5

Deutschland ist Weltmeister! Was soll da noch kommen? So abgedreht kann kein Chord of the Week sein, als dass ich damit das jetzt erst richtig beginnende Kollektivfeiern in Schland toppen könnte. Daher habe ich mich für das Kontrastprogramm entschieden. Statt taktischen Geplänkels, Hoffen und Bangen bis zum erlösenden Tor im Finale gibt’s Klarheit gleich von Beginn. Simpel, effektiv und doch strahlend schön, so soll er sein. Gemeint ist der gemeine Dur-Akkord!

Nicht was ihr jetzt denkt! Nicht der Cowboy-C-Dur offene Lage oder der Lagerfeuer-A-Dur am fünften Bund. Nein, das geht deutlich eleganter. Mindestens so elegant wie Götze gestern den Ball volley genommen hat. Es soll um den Dur-DREIKLANG in seiner reinsten Form gehen, nicht die 6-stimmigen Lagerfeuerakkordmonster. Drei Töne, das war’s. Grundton, Terz, Quinte. Wer Zugang zu einem Klavier hat, einfach mal in mittlerem Register einen C-Dur-Dreiklang intonieren. Für mich immer wieder beachtlich, welche Schönheit in diesen drei Tönen (bei einem C-Dur-Dreiklang sind es c, e und g) steckt. Exakt dieser Sound läßt sich problemlos auf die Gitarre übertragen. Keine Fingerbrecher oder Überstreckungen, sondern ganz easy.

Hier ist er, der gitarristische Paß in die Tiefe des Raumes, der Dur-Dreiklang in Grundstellung auf der Gitarre:

Der Dur-Dreiklang - einfach weltmeisterlich!

Der Dur-Dreiklang – einfach weltmeisterlich!

Ich habe mich bewußt für die Dreiklang-Variante auf den mittleren Saiten entschieden; hier klingt er meines Erachtens am besten. Wie vielleicht vom Musikunterricht aus der Schule noch bekannt sein dürfte … nein, war nur ein kleiner Scherz – natürlich ist vom Musikunterricht damals nichts hängengeblieben. Bei mir zumindest nicht. Was ich sagen wollte: Von diesem klanglichen Kleinod gibt es neben der Grundstellung (siehe Abbildung oben) noch zwei weitere Umkehrungen, namentlich die Oktav- und die Quintlage. Die gilt es selbst rauszufinden. Tipp: Einfach den untersten Ton ein Oktave nach oben setzen ergibt die Oktavlage und von dem dann entstehenden Gebilde wieder den untersten Ton eine Oktave noch oben setzen erzeugt die Quintlage.

Aber selbst die einfache Grundstellung eines Dreiklangs ist schon für jede Menge Sound gut. Man greife die Grundstellung wie oben abgebildet am fünften Bund, also einen A-Dur-Dreiklang und unterlege das Ganze mit der leeren A-Saite als Baß. Alsdann schiebe man diesen Dreiklang einfach einen Ganzton nach unten auf den dritten Bund, also G-Dur, die leere A-Saite als Baß bleibt. Was ihr hier hört, nennt sich mixolydisch. Bestimmt schon oft gehört, viel diskutiert, mit viel Mythos und Halbwahrheiten versehen: die Kirchentonleitern, die „Modes“. Mit zwei Dur-Dreiklängen und einem entsprechenden Baßton werden sie hörbar! Wunderwerk der Harmonielehre!

Noch mehr Modes gefällig? Mit der folgenden Bastelanleitung ein Leichtes:

Man stelle zunächst vom gewünschten Mode die Ursprungstonart fest, nehme von dieser die vierte und fünte Stufe und unterlege das Ganze mit dem Baßton des gewünschten Modes. Beispiel A-lydisch: die Ursprungstonart von A-Lydisch ist E-Dur, die Akkorde auf der vierten und fünften Stufe von E-Dur sind A und H. Jetzt einfach die Akkorde A und H mit einem A als Baß und schon geht’s lydisch ab!

Wie wär’s mit A-Dorisch? Zunächst die Ursprungstonart von A-Dorisch feststellen: Dorisch entsteht auf der zweiten Stufe einer Dur-Tonleiter. Von welcher Dur-Tonleiter ist A der zweite Ton? G-Dur! Maximal erlaubte Antwortzeit hier übrigens 20 Millisekunden. Die Dinger müssen sitzen. Danach die vierte und fünfte Stufe von G-Dur ausfindig machen. Sollte nicht allzu schwer sein: C und D. Abschließend diese zwei Dreiklänge noch mit A als Baß unterlegen und wir sind am Ziel: A-Dorisch erklingt!

Probiert Euch mal durch die anderen Modes mit der leeren A-Saite als Baß. Ihr werdet staunen, was da alles erklingt. Das alles funktioniert ebenso mit gegriffenen Baßtönen, wird dann aber motorisch deutlich anspruchsvoller. Mit Leersaiten (auch mal die E-Saite testen!) ist es herrlich komfortabel und die Klangfarben der einzelnen Modes lassen sich schön direkt vergleichen.

Die Theorie hinter den Modes konnte ich im Rahmen dieser Chord of the Week-Reihe nur ganz oberflächlich abhandeln. Falls eurerseits Interesse da ist, schreibe ich gerne ein paar Worte mehr dazu. Laßt von Euch hören!

 

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