Öfter mal offline

Erstmal ‚tschuldigung und so. Kaum den Blog ins Leben gerufen und schon gegen ein ehernes Social Media-Gesetz verstoßen: Der letzte Eintrag ist sage und schreibe sechs (!!!) Wochen alt. Da erinnert sich doch kein Mensch mehr. Sechs Wochen in virtueller Zeitmessung entsprechen gefühlten sechs Monaten in der realen Welt. Einiges hat sich getan seither. Die angekündigte „Bandition“ im letzten Beitrag war ein voller Erfolg. Ich fand es übrigens höchst lehrreich, amüsant und spannend, die ganze Szenerie, die Interaktion zwischen Lernenden und Lehrenden mal nicht aus der Sicht des Lehrers mitzuerleben, sondern ganz profan vom Spielfeldrand aus als Social Media-Redakteur.

Was war noch? Richtig, Urlaub war noch. In Bella Italia. Das war mit einer der Gründe für meine virtuelle Abstinenz. Entgegen anderslautender Meinungen kann es wirklich wohltuend sein, das Datenroaming im iPhone einfach mal auszuschalten, damit einen nicht jede eingehende Mail, jeder facebook-Post und jeder Tweet bis in die Toskana verfolgt.

Sonst noch was? Ja, doch. Eine Reportage und zwei Testberichte vor dem Urlaub fertig gemacht. Also, fertiggestellt, mein‘ ich. Termingerecht selbstredend. Ui, das war mal wieder mit heißer Nadel gestrickt. Oder sollte ich besser sagen: Auf Kante genäht? Egal, saustreßig war es so oder so. Da kam die Auszeit im Süden gerade recht – die mich daran erinnerte, dass ich auch noch Frau und Kind habe. Und auch daran, dass Auszeiten und Abstand nehmen bisweilen nicht nur gut, sondern sogar erforderlich ist. Sogar bei der Gitarre, unser aller liebstem Spielzeug.

Als ich weiland 1994 am MGI studierte (is‘ das echt schon sooo lange her?), galt all das oben Gesagte für mich (noch) nicht. Pausen sind für Weicheier und nur die Harten kommen in den Garten. Teilweise vier bis fünf Stunden durchgeübt, nur unterbrochen vom Gang auf’s Klo und in die Küche für neuen Kaffee, bis zum totalen Information Overload. Bis mir die alterierten Akkorde bei den Ohren rauskamen. Ob’s was gebracht hat? Ich weiß es nicht 😉 Nicht, dass es mir nix gebracht hätte – Akkordüberlagerungen, Blattspiel und ein paar andere unanständige Dinge sind seit dieser Zeit intus – aber es hätte zweifelsfrei noch mehr gebracht, hätte ich meine Zeit sinnvoll in Arbeit und Pausen eingeteilt. Das autodidaktische Gewaltprinzip („Played until my fingers bled …“) halte ich für sehr fragwürdig. Lang lebe die Pause, Mut zur Lücke! Also nicht bloß Gitarre ins Eck stellen und dann doch wieder am Rechner kleben und facebook checken, sondern aufstehen und rausgehen – go for some fresh air!

Dass meine Anwandlungen nicht nur esoterischer Sissikram sind, ist sogar wissenschaftlich belegt: Das Gehirn braucht diese „echten“ Erholungspausen ganz dringend, um Gelerntes sacken zu lassen. Ein österreichischer Professor hat in einer Studie zum Thema Arbeitsplatzergonomie und Zeitmanagement als grobe Richtlinie angegeben, dass auf eine Stunde Arbeit etwa zehn Minuten Pause kommen sollten. Na also, geht doch!

 

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