Heute will ich’s wissen. In der letzten Folge habe ich mich mit dem alterierten #5-Sound schon etwas aus dem Fenster gelehnt. Bei dem heutigen Akkord darf die Jazzfeuerwehr unten schon mal das Sprungtuch ausbreiten, damit die Landung nicht so hart wird. Ladies and gentlemen would you please give a warm welcome to our Chord of the Week:
Bei Akkorden solchen Kalibers steht als erste Frage im Raum: Und wo kann ich sowas in der freien Wildbahn mal hören? Spielt sowas überhaupt jemand?
Ja, doch! Hab sogar selbst nachgeforscht und rausgefunden, dass unter anderem die Brecker Brothers, meine seit jeher favorisierte Jazzfunk-Truppe, sehr auf diesen Sound stehen.
Ausgangsbasis für diese Akkordkakophonie ist ein A7 mit Grundton auf dem fünften Bund der E-Saite.
Dieser simple Barré-Akkord läßt sich leicht in einen A7/13 umbauen, eine Akkordform, die sehr gern für Swing- und Jazzcomping verwendet wird. Sieht dann so aus:
Die Töne von unten nach oben: Grundtun a, Septime g, Dur-Terz cis, Tredezime (also die 13) fis. Als höchste Note kommt jetzt noch die b9 (im Beispielakkord ein b-flat, also ein erniedrigtes h), ein sehr dissonant klingendes Intervall, und fertig ist der Chord of the Week:
Für sich allein ist so ein Teil äußerst gewöhnungsbedürftig, daher einen kleinen Akkordkontext, in dem sich dieser Sound etwas erspüren läßt:
Diese drei Chords lassen sich auch schön rubato, also frei in der Zeit, ohne festes Taktmaß, spielen. Wahrlich gewöhnungsbedürftige Klangwelten, wenn man bisher mit Jazz nicht allzuviel am Hut hatte.
Das soll für heute genügen, weil wahrlich starker Tobak. Bis zur nächsten Folge habe ich mich wieder beruhigt. Mal sehen, was mir einfällt – ein paar nette Powerchordvariationen vielleicht …. die hatten wir noch nicht. Is‘ ’ne Überlegung wert. Wer aber immer noch nicht genug hat, dem empfehle ich meinen anderen Beitrag vom heutigen Tag „Die Übung, die keiner braucht“, wo ich auf eine nette Fingerübung eingehe, die das tonale Material zum Improvisieren über diesen Akkord darstellt.